Samstag, 30. November 2013

Die alten Hasen und die Neuen ...



Wenn man sich in Wartezimmern umschaut, dann erkennt man sofort die Neuen und die alten Hasen. Die Neuen schauen sich verunsichert um, fummeln an den Jackenknöpfen rum und werfen ständig einen Blick auf die Uhr. Die alten Hasen machen es sich bequem, indem sie aus ihrer Tasche  eine Wasserflasche herausholen, sich die Ohrstöpsel in die Ohren stopfen und den MP3-Player anschalten oder ein Buch hervor holen. Und wenn man sich die Begleiter der Neuen ansieht, dann sieht man die Nervosität in ihren Augen und das Unbehagen. Die Begleiter der alten Hasen blättern stattdessen gelangweilt in Zeitschriften. Ihre Gesichter sind mit kleinen Sorgenfalten übersäht. Kleine Falten, die dort schon seit Urzeiten wohnen und leidvolle Geschichten erzählen. Müde Gesichter mit tiefen Ringen unter den Augen, die gelangweilt auf die Zeitschrift hinab starren und Hände, die mechanisch weiter blättern. Alte Hasen, die anderen alten Hasen wissend einen Blick zuwerfen und nicken.
Das Traurige ist, dass alle alten Hasen mal Neue waren und dass viele Neue irgendwann auch mal alte Hasen werden. Ein ganz normaler Lauf in den meist viel zu kleinen Wartezimmern. Man trifft sich auch immer wieder. Die Sorgenfalten der Begleiter der alten Hasen werden immer mehr, die Gesichter immer hohlwangiger und die Augen erzählen mit einem Blick, was sie schon alles gesehen haben. Und die alten Hasen? Sie lachen, obwohl es gar nichts zu lachen gibt. Ihre Augen erzählen mit einem Blick, was sie schon alles erlebt haben. Und die Neuen? Sie schauen verdutzt und ihr Blick erzählt noch gar nichts. Und man wünscht sich, dass dieser Blick auch nie etwas erzählen wird, jedenfalls nicht in Wartezimmern. 


Es grüßt euch,
eure Kea

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