Hallo,
ich habe mir nochmal den Laptop von meinem Bruder gemopst, weil mir doch ein paar Dinge durch den Kopf gehen, die ich aufschreiben möchte.
Montag war ich in der Augenklinik in Münster. Meine Augen werden nach Weihnachten operiert. Es müssen wahrscheinlich drei Augenmuskeln operiert werden. Zur Entzündungs-Überwachung muss ich ein Weilchen da bleiben. Ich habe keine Angst. Wieso auch? Es ist keine allzu große Operation. Ich sage vor der Narkose, dass mir nach einer Narkose immer übel ist und ich mich übergeben muss, damit sie mir vorher schon was gegen Übelkeit geben. Ich hatte auch auf der Autofahrt nach Münster keine Angst. Ich wusste, was mich erwartet. Ich war schon öfters dort und ich wusste noch genau, wie man mir gratuliert hatte, als ich wieder sehen konnte. Ich wusste, dass man mir sagen wird, dass man operieren sollte. Das hat mein Augenarzt hier auch schon gesagt, von daher war das für mich nichts Neues. Wir sind nach Münster gefahren, weil ich Risikopatientin bin und sich hier niemand getraut hat zu operieren. Das weiß ich alles. Ich hatte und habe keine Angst... Vielleicht ein klein bisschen, so viel Angst, wie man haben sollte...Nicht viel...
Wenn ich Auto fahre, dann schaue ich immer nach draußen. Die vorbei zischende Landschaft ist schön. Wenn ich nach Münster fahre, dann kann ich immer eine ganze Weile hinaus schauen, fast zwei Stunden lang. Zur Zeit ist es Herbst. Die trockenen Blätter rieseln zu Boden. Montag flogen viele Blätter mit dem Wind über die Autobahn. Vorbei rasende Autos wirbelten Blätter hoch und umher. Und ich schaute zu, wie die Blätter mit dem Wind durch die Luft schaukelten und sagte mir: " Wärst du nicht krank, so würdest du jetzt nicht nach Münster fahren und dieses Blatt sehen, wie es durch die Luft wirbelt. Dir wären viele Autofahrten erspart geblieben. Viele lange Autofahrten mit Blättern, die an der Fensterscheibe vorbei sausen. Viele Autofahrten zu Klinikaufenthalten, zu MRT's, Blutentnahmen, Kontroll-Terminen, Physio.... Autofahrten bei denen man Angst hat, nicht weiß was kommt oder sich elend fühlt...". Manchmal versuche ich mir bei so Autofahrten auch einzureden, dass ich gar nicht krank bin, dass ich so bin wie alle anderen Mädchen in meinem Alter. Am liebsten möchte ich mich dann ins Auto setzen und ab dem Moment, wo ich da drin sitze, möchte ich die ganze Welt ignorieren. Bis jetzt erfolglos.
Ich lande dann doch wieder auf dem Klinikgelände und muss mir eingestehen: " Wäre alles in Ordnung bei dir, wärst du nicht schon wieder hier. Oder wäre immer bei dir alles in Ordnung gewesen, wärst du jetzt nicht hier".
Wahrscheinlich werde ich noch ein paar Blätter sehen, die mit dem Wind umher fliegen. Vielleicht hunderte, aber hoffentlich doch nicht mehr allzu viele...
Grüße,
eure Kea
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