Mittwoch, 3. April 2013

Taube Ohren, blinde Augen ...

Hallihallo,
ich hoffe, ihr hattet schöne Ostern?!
Meine Osterfeiertage konnte ich gut genießen. Zudem war das Wetter auch einigermaßen gut, wobei ich allzu viel Sonne nicht vertrage.
Ostermontag haben wir sogar gegrillt. xDDD

Heute habe ich vor die ganze Hirn-Sache weiter zu erzählen...

Nachdem ich dann auf der Neuro angekommen war wies man mir direkt ein Bett zu ( in einem Vierer-Zimmer) und legte mir direkt einen Zugang, um auch direkt Blut abzunehmen. Ich bekam eine Schmerztablette ( Mittlerweile konnte ich Tabletten schlucken..), weil mich die Kopfschmerzen so sehr übermannten. An meinem ersten Abend auf der Neuro im UKM hatte ich zum ersten Mal Doppelbilder. Ich klingelte nach einer Schwester und teilte dies ihr mit. Wenige Minuten später kam ein Doc und kontrollierte meine Pupillenreaktion ( Dazu leuchtete er mit einer kleinen Lampe in die Augen und schaute, ob die Pupillen sich verengten und anschließend wieder weiteten) . Der erste Schock! Weder verengten sich meine Pupillen noch wurden sie wieder groß.Ich reagierte auf keinen Lichteinfall, meine Pupillen waren riesig groß. Normalerweise habe ich grüne Augen, doch zu dieser Zeit konnte man nur meine schwarzen Pupillen sehen. Ich sah wohl aus wie ein Junkie...
So kam es, dass man für den nächsten Morgen ein EKG und ein EEG ansetzte. Zudem forderte man eine erneute Blutabnahme. Ich weiß noch genau, wie ich abends noch mit meiner Mutter telefonierte und sagte: " Es wird schon alles gut!". Am nächsten Morgen kamen weitere Notfälle auf die Station ( es kommt noch hinzu, dass die Neuro rechts ist und die Onko direkt links liegt, sodass es schon mal sehr chaotisch werden konnte!). Da meine Kopfschmerzen und meine Pupillenreaktion weiterhin unverändert blieben, verschob man das EKG und das EEG. Ich nahm es so hin, schluckte weiterhin die Schmerzpillen und ignorierte das Gefühl, dass ich rechts wie durch Watte hörte. Ich schlief zu dieser Zeit recht viel und als ich nachmittags aufwachte, weil meine Bettnachbarin einen Krampfanfall hatte, bemerkte ich, dass das Gefühl wie durch Watte zu hören sich verstärkt hatte. Ich sagte einer Schwester Bescheid, welche mir verkündete, dass mich am nächsten Morgen eine LP erwartete und das sich der Doc dann auch direkt mein Ohr ansehen würde. Als ich am nächsten Morgen aufwachte hörte ich rechts sehr schlecht. Vor der LP schaute sich der Doc dann mein Ohr auch an und sagte, ich hätte eine Pfropf aus verhärtetem Ohrenschmalz im Ohr. Toll, danke! Als würde ich mir die Ohren nicht sauber machen! Sein Rat war mir doch einfach mal die Ohren unter der Dusche mit Wasser auszuspülen! Nach der LP und nach einem Tag lang Bettruhe, wo ich von morgens bis abends lang nur schlief, fiel mir auf, dass ich nun auch links kaum mehr was hörte. Ich schilderte dies, wurde aber weder von den Schwestern noch von dem Assistenzarzt, der auch meine LP gemacht hatte ( wohlbemerkt sehr schlecht gepiekst) und mir auch ins Ohr geschaut hatte nicht für voll genommen. Als würde ich simulieren! Es kam so, dass ich immer schlechter hörte ( Schaut mal Fernsehen ohne Ton! Das durfte ich ein paar Tage machen, weil meine Zimmernachbarinnen meinten kleine Zimmer-Partys zu veranstalten! Ich bekam davon auch nicht viel mit, weil ich erstens nichts hörte, zweitens meistens nur schlief und drittens es wieder anfing, dass ich dauernd kotzen musste! Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich viele Kilos abnahm und kaum Hunger hatte, was die Schwestern vermuten ließ, dass ich auf einem Magersuchts-Trip wäre! Auf der Station hieß ich nun: " Taube Oma"! Danke nochmal! :P ). Am nächsten Morgen wachte ich auf und hörte gar nichts mehr, null....niente! Doktor Green kam und sah nach mir und unter Tränen versuchte ich ihm zu verdeutlichen, dass ich nicht mehr hören konnte. Die Kopfschmerzen wurden unerträglich und jegliche Bewegungen verursachten nun so starken Schwindel, dass ich nun gar nichts mehr drin behielt.
An diesem Tag wurde mir per Zettel mitgeteilt, dass man in meinem Liquor ( Flüssigkeit aus dem Rückenmark, welches man bei der LP entnimmt!) Nachweise für eine a-bakterielle Meningitis gefunden hatte ( eine Hirnhautentzündung ohne Erreger, also. nicht z.b. durch einen Zeckenbiss ausgelöst!). Dies sollte mit Antibiotika behandelt werden. Zudem schickte man mich in die HNO-Klinik, wo man mir diesen Pfropf entfernte, dann aber feststellen musste, dass ich immer noch nichts hörte, auch nach vielzähligen Spülungen der Ohren. Gefühlte tausend Hör-Test's o.Ä. ergaben, dass ich rechts komplett taub war und links nur noch 10% hörte. Ich kam wieder auf die Station. Und ab diesem Moment ist alles nur noch sehr schwammig in meinen Gedanken. Ich schlief viel. Und ich weiß auch noch, wie ich aufwachte und nur noch alles schwarz-weiß sah. Ich weiß auch noch, wie meine Umwelt langsam verschwamm und mir entglitt, wie ich nur noch Umrisse sah und dann irgendwann gar nichts mehr.
Eine ganze Woche war ich komplett blind und taub!
Eine ganze Woche lebte ich nur in einer Welt aus Schlafen und meinen Gedanken, aus dem Festklammern Mamas Hände und aus einem furchtbaren Erschrecken, welches mich immer wieder durch zuckte, wenn mich Jemand berührte, sei es nur um mir einen neuen Zugang zu legen oder mich in einem Rollstuhl zum Schädel-MRT zu bringen. Diese Woche war die grausamste Woche aller Zeiten. Wie gesagt, ich habe nur noch wage Erinnerungen daran, doch eines weiß ich auch noch sehr genau. In dieser Zeit hatte ich einen Traum, welcher mit jede Nacht plagte.
Ich stehe an einer Ampel. Ich möchte die Straße überqueren. Ich kann es nicht. Ich höre weder jegliches Motogeheul, das Zischen befahrener Straßen noch höre ich wie mir Jemand zuruft, dass die Ampel grün ist. Ich sehe auch nicht, ob die Ampel grün oder rot ist. Ich sehe nicht, wie die Autos stehen bleiben oder andere Passanten über die Straße gehen. Ich sehe es nicht und auch höre ich nicht das " Klicken und Piepen", welches für blinde Menschen ertönt, wenn es grün oder rot ist. Ich sehe und höre nichts. Ich kann die Straße nicht überqueren...

Diese Woche war nicht nur für mich furchtbar. Meine gesamte Familie litt darunter und das Schreckliche ist, dass ich noch nichtmal das mitbekam.

Gruß

Kea

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